Ausflug nach Barrancos

Wenn es in Portugal einen Ort gibt, den man mit dem Dorf von Asterix vergleichen kann, dann ist es Barrancos. In einem Landeszipfel gelegen, der nach Spanien hineinreicht, sprechen die Bewohner einen Dialekt, der fast wie spanisch klingt, der Ort ist eine eigenständige Verwaltungseinheit und setzt eigene Regeln durch, unabhängig der allgemeinen, portugiesischen Vorschriften.

Barrancos liegt auf felsigen Bergkuppen und wenn man durchläuft scheint es, als ob es keine 3 m am Stück in der Waagrechten gäbe. Wir treffen einen Postboten, der unseren Eindruck lachend bestätigt und zugibt, daß die Post- und Paketzustellung eine besondere Herausforderung ist. Die Straßen sind eng, kurvig und es geht entweder rauf oder runter, Querverbindungen für Fußgänger gibt es als steile Treppen. Aber wenn man es geschafft hat und oben angekommen ist, erwartet einen ein traumhafter Ausblick in alle Himmelsrichtungen.


Einige der Besonderheiten von Barrancos sind die Firma, die Schinken vom schwarzen Schwein produziert (wie in Spanien: traditionell im Freien aufgewachsene Schweine, die sich nur von Eicheln ernähren), die Liebe der Einwohner zur Jagd (unser Hotel ist gespickt mit ausgestopften Hirschen und Wildschweinen) und der Stierkampf.

Barrancos ist einer der zwei Orte in Portugal, wo der traditionelle Stierkampf im spanischen Stil legal ausgeübt werden darf. Nachdem die Einwohner dem Verbot nicht nachgaben, knickten die portugiesischen Behörden ein und schufen 2002 Sonderrechte. Das heißt, am Ende der Corrida wird der Stier in der Arena getötet.

Mir fällt auf, daß viele Fenster in den Erdgeschossen vergittert sind und ich frage mich, ob die Einwohner wohl so viel Angst vor Einbrechern haben.

Haben sie natürlich nicht - der Grund ist ein anderer: Vor dem Stierkampf werden die Stiere durch die engen Gassen getrieben, dabei stürzen sie sich angriffslustig auf alles, was sich bewegt. "Mutige" Menschen rennen auch durch die Straßen und provozieren die Tiere, andere wedeln mit bunten Tüchern aus den vergitterten Fenstern, sicher davor, nicht aufgespießt zu werden.

Wer sich das angucken möchte, bei youtube gibt es einen Film aus dem Jahr 2023.

 


Die Menschen in Barrancos sprechen 3 Sprachen: portugiesisch, barranqueño und castellano (spanisch), das wird sogar in der Schule gelehrt. Barrancos, el pueblo de las tres lenguas (youtube) ist ein Film von El País, allerdings in spanisch.

Übrigens gilt für den Süden ähnliches: Die Sprache an der Algarve unterscheidet sich so vom übrigen portugiesisch, daß es hier ein eigenes Wörterbuch gibt.

Etwas außerhalb von Barrancos gibt es zwei weitere, schöne Ausflugsziele: Das Castelo de Noudar und eine uralte Wassermühle, die Mühle Moinho da Pipa.

Übrigens, laßt euch nicht von den strahlenden Blumenwiesen täuschen ... im Sommer hat's hier 43°C, da ist für Monate alles braun und staubig.

Wenn du noch mehr Bilder von Barrancos sehen möchtest: Hier ist eine schöne Slideshow Rotas do Alentejo - Barrancos (youtube) von Viajar e fotografar von João Correia.